Gregorianischer Choral: Sancte Michael Archangele

Le Grand Saint Michel (1518), Gemälde von Raffael, Louvre.

Das Gebet zum heiligen Erzengel Michael, welches von zahlreichen Gläubigen nach dem Rosenkranz gebetet wird, wurde von Papst Leo XIII. persönlich geschrieben. Er verfasste es unmittelbar im Anschluss an eine Vision, in welcher er vermutlich einen Angriff Satans auf die Kirche gesehen hatte.

1886 wurde das Gebet für alle Priester verpflichtend vorgeschrieben: Es sollte jeweils im Anschluss an die stillen heiligen Messen zusammen mit den übrigen Preces Leoninae gebetet werden. Die Intentionen dieser Gebete sind in der Oration angegeben: die Bekehrung der Sünder sowie die Freiheit und die Erhöhung der katholischen Kirche. Man muss sich hierbei in Erinnerung rufen, dass die Päpste von 1870 bis 1929 des Kirchenstaates beraubt waren und den Vatikan nicht verlassen konnten. Erst mit den Lateran-Verträgen gestand das Königreich Italien dem Heiligen Stuhl ein autonomes Territorium und damit eine grössere Unabhängigkeit und Freiheit zu.

Aufgrund der Lösung der römischen Frage gab Pius XI. den Preces Leoninae einen neuen Sinn: Sie sollten für den Frieden in Russland gebetet werden und für Freiheit, auch dort wahren Glauben zu bekennen.

Leider wurden die leoninischen Gebete im Anschluss an die missae lectae im Jahr 1964 von der Ritenkongregation abgeschafft. Nichtsdestotrotz wurden sie von den traditionstreuen Priestern im alten Ritus beibehalten und werden dort bis heute verwendet.


Nur wenige Katholiken wissen, dass man das Gebet Sancte Michael Archangele auch singen kann. Es existieren hierfür zwei Lied-Versionen; die ältere wurde von der Abtei Solesmes veröffentlicht, die jüngere stammt aus der österreichischen Abtei Heiligenkreuz.

Auf unserer Webseite kannst du ein PDF-Dokument herunterladen, welches die Heiligenkreuzer Gregorianik-Partitur enthält und die lateinischen Worte des Gebetes erklärt. Es eignet sich sowohl für Scholaproben wie auch für den Latein-, Musik- oder Religionsunterricht.