Die Maestre Pie (dt.: fromme Lehrerinnen) wurden Ende des 17. Jahrhunderts auf Initiative der heiligen Rosa Venerini in Viterbo gegründet. In dieser Kleinstadt nördlich von Rom eröffnete Venerini 1685 eine Schule; nach und nach schlossen sich andere Frauen ihrer innovativen Arbeit an. Sie war so erfolgreich, dass sie ein paar Jahre später von Kardinal Marcantonio Barbarigo gebeten wurde, Schulen in der benachbarten Diözese Montefiascone zu eröffnen. Nicht viel später öffneten sich auch andere Bistümer für das neuartige Institut.

Rosa Venerini starb 1728, nachdem sie rund 40 Schulen in Mittelitalien gegründet hatte. Über einen langen Zeitraum (circa 150 Jahre) genossen die Maestre Pie keine formal-rechtliche Anerkennung durch die Kirche, da sie sich um eine solche auch gar nicht bemüht hatten. Sie begnügten sich mit der de-facto-Wertschätzung durch die kirchliche Obrigkeit, welche beispielsweise Papst Clemens XI. zum Ausdruck gebracht hatte. Er hatte Rosa Venerini im Jahr 1716 während einer ihrer Schulstunden in Rom besucht und war sehr angetan von dem, was er sah, und sagte deshalb zur Gründerin:
„Signora Rosa, wir danken Ihnen sehr, denn Sie helfen uns bei der Ausübung unseres Amtes und tun das, was wir nicht tun können. Mit diesen Schulen werden Sie Rom heiligen“.
Erst 1836 erfolgte die offizielle Anerkennung durch den Heiligen Stuhl mit der Genehmigung neuer Regeln für die Maestre Pie.

Fast 200 Jahre lang waren die Maestre Pie Venerini mehr oder weniger das, was wir heute eine Gesellschaft apostolischen Lebens nennen würden. Der erste Versuch, den Status der Maestre Pie zu definieren, findet sich in einem undatierten Manuskript aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in den sogenannten Regeln von Sansepolcro:
«Die Maestre Pie leben zwar in einer Gemeinschaft, tragen ein einheitliches Kleid und haben ihre eigenen Regeln wie die Ordensleute. Sie sind aber keine solchen, da sie keine Bindung durch Gelübde haben; im Gegenteil, es steht ihnen frei, den von ihnen gewählten Stand nach eigenem Ermessen zu verlassen, wenn sie damit nicht zufrieden sind. Sie bekennen sich zu einem Leben auf halbem Wege zwischen Ordensleuten und normalen Laien, indem sie versuchen, die Tugenden beider Stände in sich zu vereinen. Ihre Berufung besteht darin, sich nicht nur um ihre eigene Heiligung zu kümmern, sondern auch um die gute Erziehung der jungen Mädchen, ohne einen anderen Lohn zu verlangen als denjenigen, welchen ihnen Gott im Jenseits reichlich geben wird».
Ähnliche Hinweise finden sich auch in den Regeln der Maestre Pie von 1837:
«Die Maestre haben keinerlei lebenslangen Pflichten und ihr Aufenthalt im Institut ist völlig freiwillig. Wenn jemandem die Lebensweise nicht gefällt, steht es ihr frei wieder nach Hause zu gehen.»
Erst 1933 wurden die Maestre Pie Venerini auf eigenen Wunsch und unter der Leitung des ehrwürdigen Pater Felice Cappello SJ in eine echte Ordenskongregation mit Gelübden und neuen Konstitutionen umgewandelt. So wurden die Lehrerinnen zu wirklichen Schulschwestern.
Heute setzen etwas weniger als 400 Maestre Pie in rund zehn Ländern die von Rosa Venerini begonnene Bildungsarbeit fort. Es ist sehr bedauerlich, dass es immer noch keine traditionsverbundenen Maestre Pie gibt. Die neue Situation der Ghettoisierung der alten Messe wird es für die Schwestern wahrscheinlich nicht einfacher machen, die Tradition wieder zu entdecken und sich vom Novus Ordo zu verabschieden.