Marie Rivier wurde am 19. Dezember 1768 in Montpezat-sous-Bauzon (Ardèche) geboren. Im Alter von 16 Monaten fiel die kleine Marie aus dem Bett und verletzte sich dabei so schwer, dass sie nicht stehen oder gehen konnte. Ihre Mutter lehrte sie aber, die Muttergottes um die Heilung von ihrer Behinderung zu bitten. Das kleine Kind versprach der allerseligsten Jungfrau, sich im Falle einer Genesung dem Schulapostolat zu widmen:
« Si tu me guéris, je t’amènerai des enfants, je leur ferai l’école ».
Am 8. September 1774, einem Muttergottes-Fest, gelingen ihr wider alle Erwartungen die ersten Schritte; ein weiterer Sturz führt zwar zur erneuten Lähmung, aber am Fest Maria Himmelfahrt 1777 ist sie vollständig geheilt.
Mit 18 Jahren eröffnet Marie trotz der Bedenken ihres Pfarrers eine Schule in ihrem Heimatort und schon bald gewinnt sie das Vertrauen der Dorfbevölkerung. Während der Wirren der Französischen Revolution zieht sie ins benachbarte Thueyts um, wo sie andere andere junge Frauen um sich schart und sich gemeinsam mit ihnen der Muttergottes weiht: Dies ist die Geburtstunde der Schwestern von der Darstellung Mariens (Soeurs de la Présentation). Die Schule ist für die Schwestern das Hauptmittel, um die Kinder und Jugendlichen zu Jesus Christus zu führen.
Als Marie Rivier am 3. Februar 1838 im Alter von 69 Jahren stirbt, hat sie bereits 141 Schulen in 14 Diözesen gegründet; sie hinterlässt 350 Schwestern, welche ihr Werk weiterführen. Ihre Reliquien befinden sich heute im Mutterhaus von Bourg-Saint-Andéol.
Der Seligsprechungsprozess wird schon 15 Jahre nach ihrem Tod eröffnet; Leo XIII. anerkannt ihren heroischen Tugendgrad. Johannes Paul II. spricht sie 1982 selig und im Dezember 2021 kündigt der Vatikan an, dass ihrer Heiligsprechung nichts mehr im Wege stehe.
Was können wir von Marie Rivier lernen?
- Gott zeigt seine Macht oft in den Kleinen und Schwachen. Marie wurde mit der Gnade Gottes von einem verkrüppelten Mädchen, das seine Zuversicht ganz in Gott setzte, zur Ordensgründerin.
- Marie blieb als Lehrerin nicht alleine. Sie scharte junge Frauen um sich, um ihnen zu ermöglichen, Gott im Jugendapostolat zu dienen.
- Das Werk von Marie Rivier ist kein Einzelfall; im 19. Jahrhundert bildeten sich Hunderte von Gemeinschaften, deren Aufgabe es war, sich um die christliche Erziehung zu bemühen.
- Heute ist Demut und Bescheidenheit angebracht: Während die Tradition im deutsch-sprachigen Raum nach 50 Jahren Kirchenkrise nur über rund 10 Schulen im deutsch-sprachigen Raum verfügt, hat Marie Rivier während ihres Lebens in Frankreich rund 14 mal mehr Schulen eröffnet.
- „Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt“ (1 Kor 10,12): Trotz der Heiligkeit der Gründerin ist ihre Ordensgemeinschaft heute voll vom Modernismus erfasst. Eine Rückkehr zu den Wurzeln des überlieferten Glaubens und der alten Messe tut dringend not.