Gedanken zum christlichen Muttersegen

Christliche Mutter! Es war einst eine erhabene und weihevolle Stunde, als du mit dem Erwählten deines Herzens im bräutlichen Schmucke am Altare standest und ihm die Hand reichtest zum ewigen Bunde. Der Priester hat dann eure zusammengelegten Hände mit der geweihten Stola umwunden und hat sie gesegnet. Damit wurde in unsichtbarer Weise eine geheimnisvolle Segensgewalt in eure Hände niedergelegt. Und seitdem, christliche Mutter, hast du das heilige Vorrecht, deine Kinder zu segnen. Ja, du darfst, du sollst sie segnen, weil dein Segen eine Bürgschaft für ihr zukünftiges Glück sein soll.

Und wenn du noch eine junge Mutter bist und man legt dir nach der heiligen Taufe dein Neugeborenes in die Arme, nachdem die Kirche die ganze Fülle ihres Segens über das Kind ausgegossen hat, dann segne es auch du mit der ganzen Kraft deiner Mutterliebe im Namen des dreieinigen Gottes. So fahre fort und segne dein Kind jeden Tag.

Und nachdem es zu deiner Freude herangeblüht ist, segne es auch vor seiner Berufswahl. Ist dein Kind draußen in der Fremde, dann segne es erst recht, denn der Eltern Segen geht über Berg und Tal und findet die Kinder überall.

„Ihr seid vielleicht nicht reich“, sagt der hl. Ambrosius, „ihr möget euren Kindern kein großes Vermögen hinterlassen, aber eines könnt ihr ihnen geben, den Erbteil eures Segens, und es ist viel besser, gesegnet als reich zu sein!“

Und die Kinder mögen sich an das schöne Wort erinnern, das der selige Bischof Sailer an seine längst verstorbene Mutter richtete: „Hab Dank, du gute Mutter, ewig bleibe ich dein Schuldner! Sooft mir dein Blick, deine Gebärde, dein Wandel vor mir, dein Leiden, dein Schweigen, dein Arbeiten, dein stilles Gebet und deine segnende Hand vors Auge traten, da wird das ewige Leben mir gleichsam neu geboren!“